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Der Freischütz auf der Seebühne Bregenz - ein Spektakel der Sonderklasse

Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ auf der seit 1946 existierenden Seebühne in Bregenz avancierte in der visuell rauschhaften Inszenierung des deutschen Regisseurs Philipp Stölzl zum Publikumsliebling: Knapp 200.000 Menschen strömten bereits im Sommer 2024 zum Freischütz an den Bregenzer Bodensee, alle 28 Vorstellungen waren restlos ausverkauft und die Besucher:innen von Stölzls Interpretation der Oper hingerissen.

Ganz nah am Zuschauerraum liegt die gruselig-poetische Welt, die Stölzl, der nicht nur für die Regie, sondern auch für Bühnenbild und das aussergewöhnlich intensive Lichtdesign des Freischütz verantwortlich zeichnet, für die romantische Schauergeschichte rund um die Liebe der Erbförstertochter Agathe zum jungen Amtsschreiber Max geschaffen hat. Letzterer kämpft inmitten einer kahlen Winterlandschaft, zwischen windschiefen, halb im Wasser versunkenen Häusern, Baumgerippen und Pferdeskeletten unter den Augen der argwöhnischen Dorfgesellschaft um die Hand seiner Geliebten.

Stölzl verzichtet auf klassische Romantik – stattdessen: starker Symbolismus, sorgfältig inszenierte Tableaus und eine ununterbrochene Erzählung von Anfang bis Ende (zwei Stunden ohne Pause).

 

Vor dem Panorama des nächtlichen Bodensees und der umliegenden Städte entfaltet sich ein Opernerlebnis wie kein anderes – ein cineastischer Traum aus Feuer, Wasser, Licht und Schatten.

Die Bühne ist ein postapokalyptisches Märchenreich; Samiel übernimmt als diabolischer Erzähler das Zepter; die Musik vibriert unter dem impulsiven Takt des Dirigenten Patrik Ringborg trotz dramatischer Eingriffe. Die Darsteller:innen schaffen es, das Spektakel mit starker Präsenz und Gesang zu tragen.
Wer allerdings eine geschlossene, reine Weber’sche Erfahrung sucht, sollte „in die Wiener Staatsoper“ gehen (O-Ton).
In Summe: Ein visueller und opernsprachlicher Rausch, der die Grenzen zwischen Oper, Theater, Film und Performance verschwimmen lässt.

 

Am Sonntag, 17.August findet die letzte Aufführung statt, wer Zeit hat - unbedingt hingehen! 


Es spielen die Wiener Symphoniker unter der musikalischen Leitung der Dirigenten Patrik Ringborg und Christoph Altstaedt.

 

Für 2026 und 2027 ist Giuseppe Verdi „La Traviata" geplant, wie die Bregenzer Festspiele mitteilen. Die Premiere ist für den 22. Juli 2026 geplant, die letzte Vorstellung soll am 23. August stattfinden.

2027 und 2028 folgt „Der fliegende Holländer“ -
wetterabhängig können Vorstellungen komplett „ins Wasser fallen“, mit ein wenig Glück können wir uns allerdings alle bei sommerlichen Temperaturen auf die einmalige Atmosphäre der Seebühne freuen.

 

Bildmaterial: © Bregenzer Festspiele / Anja Koehler & Daniel Ammann

Stephanie Jancke

 

https://bregenzerfestspiele.com

 

 

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