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La Scuola de' Gelosi - Oper Köln

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft

Eine wunderbare „La Scuola de' Gelosi“ von Antonio Salieri in der Oper Köln

 

Von Katja Sindemann

Den italienischen Komponisten Antonio Salieri (1750-1825) kennen wir in erster Linie aus dem berühmten Milos Forman-Film „Amadeus“, der ihn als neidischen Feind Mozarts zeigt, den er angeblich in den Tod trieb. Ganz so schlimm war es in Realität nicht. Salieri war zu seiner Zeit ein bekannter, geschätzter Kammermusiker am Hofe Kaiser Josephs II. in Wien. Allerdings kennen wir heute wenig von Salieri und kaum einer weiß, dass seine Oper „La Scuola de' Gelosi“ (Die Schule der Eifersucht) damals europaweit ein großer Erfolg war und sich sogar Johann Wolfgang von Goethe lobend darüber äußerte. Salieri komponierte die Oper 1778 in Venedig, wo sie auch uraufgeführt wurde. Für die Wiener Erstaufführung 1783 überarbeitete Salieri die Partitur nochmals, erweiterte die Instrumente und ergänzte Arien mit Texten von Lorenzo Da Ponte. Es ist diese sogenannte Wiener Mischfassung, die seither weltweit gespielt wird. Musikhistorisch interessant ist, dass sich die wenig später von Mozart komponierte „Figaros Hochzeit“ sowohl inhaltlich als auch musikalisch stark an das Salieri-Stück anlehnt.

Die Oper Köln hat die vorliegende Inszenierung von der zum Theater an der Wien gehörenden Kammeroper übernommen, wo sie 2017 Premiere feierte. Inhaltlich geht es um drei Paare aus den unterschiedlichen sozialen Schichten Adel, Bürgertum und Dienerschaft, die die Themen Eifersucht und verletzte Liebe in allen Facetten durch deklinieren. Gräfin Bandiera leidet unter der Untreue ihres Gatten, der jedem Weiberrock nachsteigt. Getreidehändler Blasio hingegen ist zu Unrecht eifersüchtig und überwacht seine tugendhafte Ernestina im Übermaß. Die Dienstboten Carlotta und Lumaca lieben sich zwar, pfeifen aber auf die Ehe. Ein befreundeter Leutnant spielt den Advocatus Diaboli und hetzt die Paare wechselseitig gegeneinander auf. Ein Verwirrspiel beginnt, das sich mit diversen Missverständnissen steigert, bis zum Schluss alle Beteiligten den Wert einer liebevollen Ehe erkennen.

Gesungen wird diese Opera buffa vom Internationalen Kölner Opernstudio. William Goforth mit einem weichen, samtigen Tenor spielt den blasierten Grafen, Sopranistin Kathrin Zukowski brilliert als vernachlässigte Gräfin – für beide das Rollendebüt. Bariton Matteo Loi gibt als notorisch eifersüchtiger Kornhändler sein Hausdebüt, während Koloratursopranistin Alina Wunderlin - dem Kölner Publikum bereits aus „Salome“ und „Weißem Rössl“ bekannt - als gequälte Gattin glänzt. Bassbariton Matthias Hoffmann verkörpert den schikanierten Hausdiener mit Schmäh und Charme, während Arnheiður Eríksdóttir als gewitztes Kammerkätzchen Carlotta mit Stimme und Spiel überzeugt. Einige hervorragend gesungene Arien erhielten den aufrichtigen Beifall des Publikums.

Die englische Regisseurin Jean Renshaw hat die „Schule der Eifersucht“ kreativ, ästhetisch ansprechend und mit viel Witz auf die Bühne gebracht. Zusätzlich durchstreift Pantomime Martin Dvořák als „Carosello Dubbio“ in ungelenken Verrenkungen die Szenerie und spiegelt die emotionalen Irrungen und Wirrungen der Protagonisten wider. Zahlreiche originelle Regieeinfälle tragen zur Belustigung bei, etwa der Streit der Damen ums Bügelbrett, der Akkuschrauber, der wahlweise zu Arbeit oder Angriff eingesetzt wird, der äußerst vielfältig interpretierbare Staubsauger oder der symbolisch verfängliche Regenschirm. Nicht ganz verständlich ist die Kostümierung im 2.Akt mit fransigem Wischmobb am Kopf und weißen Hemden, die wohl Zwangsjacken verkörpern sollen. Allerdings kann man mit den überlangen Ärmeln köstliche Verwicklungen veranstalten.

Die von Christof Cremer gestaltete Bühne wird beherrscht von einem „Türen-Karussell“, ein altbekanntes Theaterrequisit, dass jedoch seine belebende und belustigende Wirkung nicht verfehlt. Insgesamt vier Türen dienen dazu, dass man sie öffnet, aufreißt, verschließt, zuknallt, durch sie entkommt, an ihnen lauscht und durch ihre Schlüssellöcher späht. Optimale Spielwiese also für alle Beteiligten im Katz-und-Maus-Spiel. Das Türen-Karussell mit mehreren beweglichen Rahmen wird originellerweise auf seiner Vorder- und Rückseite von zwei berühmten Kunstwerken geziert, nämlich vom „Ruhenden Mädchen“ von François Boucher und vom Gott des Schlafes „Morpheus“ von Jean-Bernard Restout. Alle Beteiligten haben also das Ziel ihrer Sehnsüchte und Wünsche immer vor Augen. Ästhetisch ansprechend ist, dass sich das blau-romantische Blumenmuster der Tapete in den wechselnden Kostümen der Paaren wiederholt und ein organisches Ganzes bilden, wie man es so vollendet selten auf Opernbühnen findet.

Instrumental wird „Die Schule der Eifersucht“ vom Gürzenich Orchester unter Leitung von Arnaud Arbet überzeugend untermalt. Der Zuschauer bewundert an mehreren Stellen, wie gut das harmonische Zusammenspiel mit den Sängern klappt und mit wie viel Freude die Musiker in dieser Verwirrkomödie mit dabei sind. In Summe bietet „La Scualo de' Gelosi“ einen rundum erfreulichen Opernabend, den man nicht verpassen sollte.

Bildmaterial: Oper Köln © Hans Jörg Michel

Für weitere Termine siehe: https://www.oper.koeln/de/programm/la-scuola-de-gelosi/4049

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